Nach elf Spieltagen steht der MSV Duisburg erneut auf einem Abstiegsplatz. Es droht für die Zebras eine erneut unangenehme Saison mit Abstiegskampf und Zittern bis in die Saisonschlussphase hinein. Oder gar dem sportlichen und finanziellen Super-GAU mit dem Gang in die Regionalliga. Und genau deshalb passt vor allem die Rede von Sportdirektor Ivo Grlic auf der Mitgliederversammlung am Dienstag überhaupt nicht in die Situation.
Dort erklärte er sich und ging auf die Kritik ein, die selbstverständlich auch nicht immer angebracht ist. Aber: Von Selbstkritik oder kritischem Hinterfragen der eigenen Arbeit - kaum eine Spur. Dass der direkte Wiederaufstieg auch aufgrund der damaligen Ereignisse um die Corona-Pandemie verspielt wurde, ist bei genauer Betrachtung der Faktenlage nur schwer wegzudiskutieren. Der Fehler danach war aber nicht, nach dem letzten Saisonspiel zu erklären, dass man wieder angreifen will - zumindest ein Fehler, den Grlic in seiner Rede eingeräumt hat -, sondern dass die Mannschaft daraufhin unzureichend zusammengestellt wurde, auch wenn der Etat gekürzt wurde. Und das nun auch, das lässt das erste Saisondrittel vermuten, bereits zum zweiten Mal in Folge. Nicht umsonst wurde in den vergangenen elf Monaten nun zum dritten Mal der Trainer gewechselt. Da kann Grlic leider noch so sehr aufzählen, wie viele Ablösesummen die jeweiligen Verkäufe in den Sommermonaten generiert haben und auf welchem Platz der MSV damit im Ligavergleich steht. Jeder weitere Nicht-Aufstieg und erst recht ein drohender Abstieg kommen dem Verein teurer zu stehen.
Das größte Problem beim MSV Duisburg scheint zu sein, dass die eigenen Fehler nicht wirklich aufgearbeitet werden. Denn dann würden der „extrem ärgerliche“ und „vermeidbare Abstieg“ aus der zweiten Bundesliga oder die „scheiß Saison“ 20/21 nicht einfach so abgetan. Die größten, zumindest in der Rede benannten Fehler hätten andere gemacht: Die Fans beim Empfang von Gino Lettieri zum Beispiel oder die Presse in ihrer Berichterstattung.
Und auch die Annäherungsversuche, dass man in der Saison 19/20 mit Fans garantiert aufgestiegen wären, helfen Grlic aktuell nicht mehr. Das verrieten die erneuten Pfiffe und Pfui-Rufe nach seiner Rede. Und sie verraten auch: Ein "Weiter so!" kann es nicht mehr geben. Es müssen Veränderungen her. Sei es auf den einzelnen Positionen, oder aber auch nur in einzelnen Arbeitsabläufen. Für Zweiteres fehlt aber irgendwie die Einsicht.